Die Schloßberg-Villa in Boizenburg an der Elbe

Das Grundstück, das die heutige Schlossbergvilla und den Stadtpark umfasst, galt schon seit Gründung der Stadt wegen seiner Lage am höchsten Punkt von Boizenburg mit dem einzigartigen Blick über die Elblandschaft als besonderer Ort.
Im späten Mittelalter befindet sich an dieser Stelle die Burg eines Rittergeschlechtes, das den Kopf des Wildschweins im Wappen trägt. Diese wird im Dreißigjährigen Krieg 1618-1638 jedoch zerstört.
1727 wird der Ort auf der Stadtkarte noch mit Burgwall bezeichnet, in späteren Schriftstücken ist nur noch von Schlossberg die Rede.
1779 ist das gesamte Grundstück noch Amtsgebiet und daher Staatseigentum.

Am Fuß des Schlossberges befindet sich ursprünglich nur das sogenannte Rote Haus, Unterkunft für Fischer und Schiffer, das 1726 von Hartwig Lefers übernommen und zu einer großen Wirtschaft mit Stall- und Scheunengebäude erweitert wird. 1779 geht das Rote Haus in den Besitz von August Kütemeyer über, der erste Gartenterrassen im Bereich des Schlossberges anlegt.

Ab 1826 pachtet Gustav Berling aus Büchen das gesamte Elbberggrundstück und betreibt dort Schankgewerbe, Pferdehandel und nach Fertigstellung der Hamburg-Berliner Chaussee 1827/28 auch Frachtverkehr. Der Gasthof gilt als der angesehenste der Stadt. Zu seinen Gästen zählen Adelige, reichere Kaufleute und Landesherren.
Zwischen 1831 und 1833 baut Berling ein großes Stallgebäude unter der Auflage von Seiten der Amtsverwaltung, dieses mit Rücksicht auf den Verkehr der Chausee einfach und schlicht zu gestalten. (in Abbildung XY im Vordergrund)

1842 stellt Rudolf von Lücken einen Antrag auf einen Teil der Pacht Berlings um einen Garten und Terrassen anzulegen. Erst 1848, nach langen Verhandlungen mit der Amtsbehörde und einigen Zugeständnissen durch von Lücken, wird der Antrag bewilligt. Von Lücken verpflichtet sich dazu, innerhalb von 3 Jahren Garten und Terrassen anzulegen. Darüber hinaus behält der Staat sich vor, die Pacht jederzeit zurück zu nehmen, sollte „ein Mitglied des allerhöchsten Großherzoglichen Hauses“ daran Interesse zeigen oder das Grundstück für gemeinnützige Zwecke benötigt werden.

Im Jahr 1851 geht Berling Konkurs. Der Ratmann Behnke erwirbt das gesamte Grundstück mit Rotem Haus und Stallgebäude und verkauft das Stallgebäudegrundstück an von Lücken, der darüber hinaus nach wiederum mehrjährigen Verhandlungen beim Amt eine Pacht des Abhangs erwirken kann. In den folgenden Jahren werden Garten und Terrassen in der Weise angelegt, wie sie weitgehend bis heute erhalten sind.

1864 beginnt von Lücken mit dem Bau des Wohnhauses, der späteren Schlossbergvilla. Allerdings entspricht dieser Bau nicht dem heutigen Aussehen: Bei dem ursprünglichen Bau handelt es sich um ein dreistöckiges Haus im nüchternem Baustil der 60er Jahre des 19. Jahrhunderts mit Erd-, Haupt- und Dachgeschoss, darin diverse Wohn- und Schlafzimmern und, für damalige Verhältnisse ungewöhnlich luxuriös, ein ausgebautes Badezimmer. (siehe Bild)

1890 stirbt von Lücken, seine Erben verkaufen das gesamte Anwesen an Ferdinant Krogmann aus Hamburg für 30000 Mark. 1905 geht es dann für 30000 Mark in den Besitz des Rentners Carl Hoht aus Berlin über, der erste kleinere Veränderungen am Haus vornimmt.

Erst der Rentner Fritz Thomae aus Hamburg-Altona, der die Schlossbergvilla 1906 für 60000 Mark erwirbt, verhilft ihr zu ihrem heutigen Aussehen. Thomae nimmt Erweiterungen am Grundstück und vor allem umfangreiche bauliche Veränderungen am Wohnhaus vor: Der Aufbau eines Dachgeschosses sorgt für die namensgebende villenartige Ansicht. (siehe Bild) Das Stallgebäude wird dem Erdboden gleichgemacht und an der Stelle entsteht ein Gärtnerwohnhaus, dass in seiner Architektur, wie die Schlossbergvilla, bis heute erhalten ist. HIER BILD B NEBEN

1928 wird das Thomaesche Grundstück von der Stadt Boizenburg gekauft, der Stadtpark hergerichtet und die Villa als Kurhotel an den Gastwirt Voß verpachtet. Ab 1947 wird sie als Internat genutzt um Ende der 70er Jahre als Verwaltungsgebäude der Werft zu dienen. Seit 1994 ist sie in privatem Besitz und wird als Wohngebäude mit insgesamt neun Wohnungen verwendet.

Quelle: A.Ahrens: Der Schloßberg, eine Abhandlung über das Entstehen und Werden des früher Thomaeschen Grundstücks (Schloßberg), des jetzigen Kurhotels und Stadtparks. Veröffentlicht in 2. Beilage zur „Elb-Zeitung“, Nr. 53 vom 5. Mai 1928.